Der Klangsammler

Hunderte alte Pianos und Flügel hat der Sammler Wolfgang Petzoldt über die Jahre aufgespürt und zusammengetragen. Einmalige Schätze, deren Klänge heute ihresgleichen suchen. In seiner Erbenheimer Werkstatt restauriert er sie.
Wenn sich das Rad des Fortschritts immer schneller dreht, flüchtet sich der Mensch gern in die Nostalgie. Früher war alles besser, heißt es dann. Wolfgang Petzoldt sagt das auch und kann es auch beweisen. "Hier, hören Sie!", Petzolds Finger gleiten über die Tasten und stimmen den Anfang einer Klaviersonate an. "Das ist ein ganz anderer Klang! Dagegen können Sie alle modernen Instrumente vergessen!" Mehr als 25 Jahre lang hat der Wiesbadener Pianos und Flügel gesammelt. "Es geht mir darum, ein Weltkulturerbe zu erhalten", stellt Wolfgang Petzoldt klar, während er seinen Blick über die riesige Sammlung schweifen lässt. Wie auf der Seite liegende große schwarze Käfer reihen sich alte Pianos und Flügel in der Halle einer stillgelegten Fabrik aneinander. Zugestaubt sind sie, voller Kratzer, der Lack abgesplittert, ihre Holzbeine in großen Umzugskartons verstaut. Manche Instrumente sind mehr als hundert Jahre alt, produziert von Herstellern, die längst nicht mehr existieren.

Zum Pianosammler wurde der Tastenmann durch einen seiner Studienlehrer, Bernhard Scheidt. Der entdeckte das Talent seines Schülers, klanglich außergewöhnliche Pianos zu erkennen, und legte den Grundstein für seine Sammlung, indem er ihm das erste Piano finanzierte. Durch seine Passion kam Wolfgang Petzoldt auch in Kontakt mit Manfred Bürki, einem renommierten Experten für Steinway Flügel. Der begleitete mit fachlicher Expertise die Sammlung und bestätigte Petzolds Erkenntnisse zur klanglich herausragenden Stellung alter Instrumente. "Er meinte mal zu mir, er hätte bei mir seine zweite Lehre gemacht", erinnert sich der Sammler an den zu früh verstorbenen Experten zurück.

Verlorenes Wissen. "Früher war der Bau eines Pianos ein traditionelles Kunsthandwerk. Ein Wissen, das heute so gut wie verloren ist." Deswegen ist der Wiesbadener auch mehr als froh, dass er ein Ausnahmetalent wie den gelernten Kunstschreiner Franco Bello als Partner an seiner Seite hat. Das Geschäft läuft über Mundpropaganda. Das Niveau und die außergewöhnlichen Stücke, die er anbietet, sprechen für sich. Wolfgang Petzoldt ist sich bewusst, dass er fünf Leben bräuchte, um jedes Piano vollständig zu restaurieren. Dennoch hat er schon zwei Angebote für seine Sammlung abgelehnt. Einen Schatz wie den Seinen gibt man nicht leichtfertig her. Er will ihn in guten Händen wissen – bei jemandem, der nicht das schnelle Geld darin sieht, sondern den wahren Wert der Klangunikate.
Noch wartet er.

Kontakt: Wolfgang Petzoldt
Restaurator für Klaviere
pMp@palastpromotion.de
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